Mittwoch, 10. August 2022: Gällivare
Video über die Inlandsvägen, an denen Gällivare liegt:
Info:
Der Name Gällivare leitet sich von „Erzberg“ ab, da es in der Gegend zahlreiche Gruben gibt. Die Stadt liegt 70 km nördlich des Polarkreises, sodass die Mitternachtssonne vom 2. Juni bis 12. Juli zu sehen ist. Allerdings nur von einem Berg aus.
Gällivare ist mit über 10.000 Menschen ein relativ großer Ort, Im Zentrum befindet sich ein neues Kulturhaus, das architektonisch sehr spannend wirkt.
In Gällivare enden die Inlandsbanen, der Bahnhof ist sehenswert!
Die Berge der Umgebung bieten schöne Ausflugsziele, zum Beispiel das Dundret-Naturreservat. Auch ein alpines Schigebiet gibt es.
Meine Meinung:
Aus irgendeinem Grund konnte ich mich nicht so richtig für Gällivare begeistern. Das liegt aber vielleicht daran, dass ich vom Fahren genug hatte und im Ort blieb. Hätte ich mich dazu durchringen können, mit Annie Way die Umgebung zu erkunden, dann hätte ich sicher viel entdeckt.
Die Lappstaden in Arvidsjaur und vor allem das Sami-Museum in Jökkmökk kann ich sehr empfehlen!
Tagebuch:
Avidsjaur war ursprünglich ein Markt, an dem sich die Sami zu bestimmten Feiertagen trafen. Auf meinem Abendspaziergang vom Campingplatz in die Stadt entdeckte ich tatsächlich die Lappstaden, die immer noch in Verwendung sind. Eine stattliche Anzahl von kleinen Blockhütten, die als Vorratslager dienen, und eine Menge Koten, die als Wohnhäuser verwendet werden, wenn man sich hier trifft. Hochzeiten, Familienfeiern, sogar Beerdigungen werden dann abgehalten. Die Koten erinnern in ihrer Bauweise ein wenig an Zelte, sind niedrig und leicht zu heizen. Allerdings sind sie aus Holz gemacht.
Die Fahrt nach Gällivare, wo ich jetzt sitze, war wieder etwas länger, aber vom Polarkreis und dem Sami-Museum in Jökkmökk unterbrochen. Die Kultur und Geschichte der Sami sind dort auf eine sehr beeindruckende Weise dargestellt.
Auf dieser Fahrt hatten Annie Way und ich gleich zwei Erlebnisse. Das eine war aus heiterem Himmel, als etwa zehn Meter nach einem der üblichen Verkehrszeichen, das eine 100er-Beschränkung anzeigte, die Straße aus war und nahtlos in einen Schotterweg mit beachtlichen Schlaglöchern überging. Annie Way und ich legten eine Vollbremsung hin, bei der ihr Kühlschrank aufsprang. Sie ist jetzt immer noch dreckig. Vom Staub der Schotterstraße, nicht vom Kühlschrank. Den schloss ich gleich wieder. Immerhin war die Baustelle zwanzig Kilometer lang.
Als wir dann – allein auf weiter Flur – durch die im Norden etwas lichteren Wälder, die von noch mehr Seen unterbrochen sind, dahingondelten, sah ich weit vor uns ein Tier. Genug Zeit, um gemütlich zu bremsen und uns langsam zu nähern. Es war ein Rentier!
So viel Glück muss man haben – ein Rentier! Und zwar diesmal tatsächlich eines in freier Wildbahn, nicht wie die Elche im Moose Garden im Gehege!
Es ließ sich von uns nicht beeindrucken und überquerte gemächlich die Straße. Annie Way und ich warteten, bis es im Wald verschwunden war. Selbstverständlich hatte ich keine Kamera zur Hand, aber es war ein unglaubliches Erlebnis, ein so wunderbares Tier aus nächster Nähe sehen zu dürfen.
Und jetzt sind wir in Gällivare. Schon den zweiten Tag, weil ich mir eingebildet habe, dass es uns guttun würde, noch einmal zu rasten, bevor wir nach Norwegen abbiegen. In Wirklichkeit muss ich noch ein wenig Mut sammeln für die kurze Fahrt durch Finnland. Mir geht wieder mal de Düsn, auch wenn ich nicht weiß, warum.
Das war auch gut so. Denn heute habe ich die Wäsche erledigt. Die Waschmaschine war kein Problem, aber die Sache mit dem Trockner habe ich noch nicht drauf. Da muss ich mich noch rantasten. Weil ich Angst hatte, dass meine Sachen schrumpfen. Hätte ja sein können.
Sind sie nicht. Aber sie waren noch nicht trocken, als das Programm auslief und ich das Ding endlich öffnen konnte. Das heißt, ich konnte es ja nicht. Der Techniker musste kommen. Der hat einfach aufgemacht.
Ich kann nicht alles können.
Aber ein bisschen peinlich war es schon. Er hat gelacht, mir einen freundlichen Schlag auf die Schulter versetzt und ist wieder gegangen. Die drei anderen Leute, die vorher versucht hatten, mir zu helfen, zogen ihre Köpfe ein und vertrollten sich.
Am Nachmittag marschierte ich dann nach Gällivare ins Zentrum– auch so eines, das man leicht übersieht, aber sie haben ein beeindruckendes Kulturhaus – und kaufte eine Haube, eine warme Jacke und einen zweiten Schlafsack. Man weiß ja nie.