Dienstag, 16. August 2022: Ofotfjord
Info:
Am östlichen Ende des Ofotfjords liegt die Hafenstadt Narvik. Wenn man die E 10 nach Westen fährt, kommt man zur Insel Andoya und zu den Lofoten.
Der Ofotfjord ist von bis zu 1700 m hohen Bergen umgeben. Birkenwälder reichen bis zu einer Höhe von 500 m. Hier gibt es Wanderwege, die spektakuläre Aussichten bieten.
Video:
Meine Meinung:
Spektakulär schön, unglaublich still (von seltenen Flugzeugen und gelegentlichen Möwen einmal abgesehen) – einfach zum Wohlfühlen. Wandern lohnt sich auf jeden Fall, aber auch, einfach am Abend am Meer zu sitzen. Als die Schweinswale auftauchten, musste ich entscheiden: den Moment genießen oder die Kamera herausholen. Ich habe den Moment genossen und die Kamera erst gezückt, als die Tiere schon weiter weg waren.
Tagebuch:
Der nächste Tag brachte uns durch einen Wolkenbruch zum Ofotfjord bei Narvik, und wir campierten in der Nähe von Liland im Bezirk Evenes. Je nach Wetter, das schnell wechselte, waren die Berge mit ihren Gletschern und Schneefeldern sichtbar oder verschwanden in den Wolken, die auf Meereshöhe von der offenen See hereinkamen. Auf diese Weise änderte sich die Landschaft im Halbstunden-Takt.
Als der Besitzer des Campingplatzes am späteren Nachmittag eintraf, war er etwas erstaunt, dass eine Frau von so weit weg allein hier war. „You are a tough lady!“, meinte er lachend. Ich erzählte daraufhin von meinem Scheitern am Nordkap und dass ich so tough nicht war. Da wurde er ernst. Er hatte das umgekippte Wohnmobil im Fernsehen gesehen, und es gab in Norwegen offensichtlich große Sorge darüber, dass um diese Jahreszeit ein derartiger Sturm übers Land gezogen war, der stärkste, den es je gegeben hat. Wir unterhielten uns lang über den mittlerweile schon sehr gebremsten Golfstrom und seine katastrophalen Auswirkungen auf das Land.
Ich hatte mir die Sache mit dem umgekippten Wohnmobil also nicht eingebildet. Ein wenig war ich im Nachhinein unsicher gewesen. Es hätte auch ein normaler Unfall gewesen sein können.
Ich schlenderte zum Pier und danach zu einer Steinkirche, die als Teil einer Serie unter dem Titel „Artscape“ auf einer Landzunge stand. Dort setzte ich mich auf einen Felsen. Das Blaugrau des Wassers, das Blaugrau der Wolken, das Blaugrau der Berge auf der anderen Seite des Fjords. Es war so still, dass ich mich darauf konzentrierte, etwas zu hören. Zumindest irgendetwas. Aber da war nichts. Kein Plätschern der Wellen, denn das Meer war glatt. Nichts.
Endlich kreischte einmal eine Möwe. Und dann wieder nichts.
Und plötzlich waren sie da. Es waren zwei, die lautlos nebeneinander durchs Wasser glitten und immer wieder ihre schwarzen Rückenflossen herzeigten. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, es seien Delfine. Ganz nah kamen sie heran und bogen dann ab in die Mitte des Fjords.
Ich sah ihnen nach, wie sie sich im völligen Gleichklang bewegten, offensichtlich ebenfalls ihren Abendspaziergang machten, so wie ich. Was für ein besonderes Geschenk!