Donnerstag, 22. Juni 2023: Schnee, Elche und ein Grizzly
Info:
Wo der Miette River in den Athabasca River mündet, liegt auf 1062 m Seehöhe die Stadt Jasper mit nicht ganz 5000 Einwohner:innen.
Mit über 10.000 km2 ist der Jasper NP der größte Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains und zusammen mit Banff, Yoho und Kootenay UNESCO Welterbe. Jährlich hat der Park über 2,5 Millionen Tourist:innen zu verkraften.
Meine Meinung:
Jasper ist vom Charakter her völlig anders als Banff. Das Tal des Athabasca Rivers ist ein weites. Fährt man den Icefield Parkway Richtung Jasper, bekommt man eine Menge Gletscher zu betrachten – bemerkt aber auch deutlich, wie weit sie schon zurückgegangen sind.
Bei Jasper kommen mehrere Bergketten zusammen, und vom Mount Whistlers (ca. 2800 m) aus ist sogar der Mount Robson zu sehen, der mit seinen fast 4000 m der höchste Berg der kanadischen Rocky Mountains ist.
Ich war über eine Woche in Jasper, konnte aber leider nicht alles machen, was ich mir gewünscht hätte, weil das Wetter nicht mitspielte. Trotzdem: Die Zeiten, wo es nicht regnete oder schneite, waren mehr als eine Entschädigung. Denn wo auch immer man hinschaut: Man kommt aus dem Staunen nicht heraus.
Tagebuch:
Als ich den Icefield Parkway nach Norden fuhr, dachte ich noch, dass ich viele der Plätze, an denen ich jetzt vorbeikam, im Laufe der kommenden Woche noch einmal besuchen würde. Vor allem auf den Athabasca-Gletscher freute ich mich.
Aber dann verdüsterte sich der Himmel, und was Donna, Paul und ich in weiterer Folge erlebten, war ein 62 Stunden langer Dauerregen. Am Morgen des 19. Juni gab es eine weitere Überraschung: Schnee!
Zum Glück gab es vor und nach dem Wintereinbruch besseres Wetter! Aber ganz ehrlich: Zweieinhalb Tage starker Regen sind beim Camping kein ungetrübtes Vergnügen …
Der Athabasca River hatte es mir besonders angetan, und ich ging mehrmals an verschiedenen Stellen am Fluss entlang wandern – brav den Bear Spray im Rucksack.
Der 21. Juni war ein besonderer Tag. Wir waren am Whistlers Campground. In der Nacht hatte es noch Minusgrade. Als ich in der Früh von der Dusche zurückkam, lagen hinter Annie Way ein Elk und eine Elk-Kuh. Dabei handelt es sich um sehr sehr große Hirsche. (Elche werden Moose genannt.) Die beiden käuten gemütlich wieder und ließen sich nicht stören, wobei sie uns allerdings genau im Auge behielten. Ich betrat Annie Way vorsichtshalber durch die von den Elks abgewandte Fahrerinnentür und nicht durch die Schiebetür, um die Tiere nicht zu stören.
Etwas dramatischer ging es dann am Abend zu. Donna und ich saßen gerade im Trailer, Paul war draußen, als Donna beim Fenster hinaussah und etwas Großes, Braunes bemerkte. Es war ein Grizzly, keine zwanzig Meter von uns entfernt. Ich riss die Tür des Wohnwagens auf und schrie, dass Paul sofort hereinkommen sollte, was er auch tat. Dann beobachteten wir, wie schnell so ein Grizzly sein kann.
Ich warnte auch noch eine deutsche Familie, die ich in Banff kennen gelernt hatte und die in unserer Nähe campierte. Kurz danach kamen Ranger mit ihren Wagen angefahren und brachten den Grizzly dazu, wieder im Wald zu verschwinden.
Unglaublich, wie groß und schön dieses Tier war! Und mir wurde eines bewusst: Für den Bear Spray ist der Rucksack der falsche Platz. Ein Grizzly läuft mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h. Wenn der Bear Spray seinen Zweck erfüllen soll, nämlich ihn zu vertreiben, dann muss er griffbereit sein. Wobei Grizzlys weniger aggressiv sind als Schwarzbären. Sie sind territorial, das heißt, wenn man einen Grizzly sieht und zurückweicht, um ihm zu zeigen, dass man sein Territorium nicht betreten will, gibt er sich wahrscheinlich damit zufrieden.
Aber nicht nur für uns war der 21. Juni etwas Besonderes. An diesem Tag wurde nämlich der National Indigenous Peoples Day in ganz Kanada gefeiert. In Jasper gab es deshalb in einem Park ein dicht gedrängtes Programm. Leider war das Wetter zur Abwechslung schlecht. Was an den einzelnen Ständen gezeigt wurde, war hoch interessant. Ed Jensen zum Beispiel stellt Messer aus Obsidian und anderen Steinen her und hat damit großen Erfolg. Seine Messer finden sich in den Sammlungen von Scheichs, aber auch Justin Trudeau besitzt eines.
Am nächsten Tag ging ich nicht wandern. Nicht einmal der nahe Athabasca River konnte mich dazu bewegen. Aber ich kaufte mir eine Bärenglocke, die man an den Rucksack hängt. Die Bären lernen in der Schule, dass sie verschwinden sollen, wenn sie so eine Glocke hören. Hoffentlich hat mein nächster Bär an diesem Tag nicht geschwänzt. – Bear bells gibt es in allen Farben. Meine ist gelb.
Ein tolles Erlebnis war die Fahrt mit der Skytram auf den Mount Whistlers. So spektakulär alles von unten aus aussieht, so großartig ist das Panorama von dort oben! Ich habe zum ersten Mal einen Pika gesehen, ein mausartiges Tier, das auf großen Höhen in der alpinen Tundra lebt!
Mich von Paul und Donna zu verabschieden, fiel mir schwer. Es war eine wunderschöne Zeit mit zwei Menschen, die seit 35 Jahren ein Teil meines Lebens sind – selbst über die große Entfernung -, und die mir sehr viel bedeuten.
A yellow bear bell????
Ursula, wo sind deine Prinzipien in puncto Farben geblieben? Lila soll sie sein! Ursula- Lila. Wenn Glocke und Läuter/in farblich inkompatibel sind, irritiert das den Bären. Er wird das alles nicht ernst nehmen. Das zwischen Glocke und läutender Person unabdingliche Band der Farbharmonie kann der Bär zwischen dir und deiner gelben!!!! Glocke nicht erkennen und wird sich, hoffentlich nicht dich, fragen, was das Gebimmel soll. Eventuell ist das Fellmonster jedoch so aus dem Konzept gebracht, dass du seelenruhig deinen bear spray auspacken kannst.
Wir wollen es aber lieber nicht genau wissen, was bär so denkt und hoffen, dass der nächste sich unauffällig verkrümelt. Das wäre echt bärenstark!
Es gab zwar sehr viele Farben bei den Glocken, aber Lila war leider nicht dabei …