Hallo Leute,
ja, wir haben es geschafft! Wir leben noch, und nichts ist passiert.
Aber jetzt der Reihe nach. Was in Halifax noch los war mit der Annie Way und ihrem Ölkontrolllamperl, hat euch die Ursula ja schon erzählt. Auf diese Weise lernten wir insgesamt fünf kanadische Autowerkstätten und einen kanadischen Abschleppwagen kennen. Danach hat uns die Ursula im Hotelzimmer abgesetzt. Die Annie Way hat noch einen weiteren Abschleppwagen und zwei Autowerkstätten kennen gelernt.
Wir waren sehr froh, dass uns das alles erspart geblieben ist. Schließlich hatten wir genug zu tun, der Ursula Mut zu machen, denn die hat ein wenig die Nerven weggeschmissen. Nach außen hin tut sie immer so, als sei sie ganz ruhig, aber mittlerweile kennen wir sie gut genug, um zu wissen, dass das in Wirklichkeit nicht so ist.
Schließlich ist sich alles ausgegangen. Am Dienstag um 16:30 Uhr hat die Ursula die Annie Way von der Werkstatt abgeholt, dann hat sie noch die Gasflaschen zu einer Tankstelle gebracht, und um etwa 18:00 sind sie beim Hotel angekommen, die Annie Way mit der Ursula. Die Ursula war etwas erschöpft, die Annie Way hat den Eindruck gemacht, als hätte sie die Aufmerksamkeit, die sie erhalten hat, sehr genossen.
Wir haben vom Fenster aus beobachtet, wie die Ursula noch die nötigsten Sachen erledigt hat, das restliche Wasser vom Trinkwassertank ausgelassen und so weiter.
Durch Annie Ways offene Schiebetür war auch zu sehen, dass sie im Oberschrank über dem Herd herumgekramt hat. Da hätte eigentlich die Bedienungsanleitung von Annie Way drinnen sein sollen, aber die lag ja sechs Monate lang sinnlos in einem gewissen Keller in Leonding herum. Wenn wir die gehabt hätten, wäre die Sache mit dem Gas Anfang Mai nicht passiert – dann hätte die Ursula nämlich nachschauen können, wie man den Gasherd aufdreht. Und wir hätten Warmwasser gehabt. Und sie hätte gewusst, wie man die Wassertanks richtig entleert.
Aber es hat auch so alles geklappt. Irgendwie.
Wir sind also am Fenster des Hotelzimmers gesessen und haben der Ursula zugeschaut, wie sie in der Annie Way herumgewerkt hat. Und den Oberschrank über dem Gasherd aufgeräumt hat. Auf einmal sehen wir, wie sie zu lachen beginnt – gehört haben wir ja nichts, weil das Fenster geschlossen war -, und plötzlich hat sie eine weiße Mappe in der Hand.
Annie Ways Bedienungsanleitung!
Ich wette, das hat sie euch nicht erzählt, oder? Das Ding war die ganze Zeit da, sie hat es nur übersehen! 177 Tage lang waren wir alle der Meinung, wir sind ohne Bedienungsanleitung unterwegs!
Am nächsten Tag, dem 178. und letzten unseres Abenteuers, haben wir der Annie Way eine gute Reise gewünscht. Die Ursula hat uns in den Koffer gepackt und ihr Gepäck bei der Hotelrezeption abgegeben. Dann ist sie mit der Annie Way zum Hafen gefahren.
Wir haben die nächsten 24 Stunden eingequetscht im kalten, dunklen Koffer verbracht. Leute, ihr könnt mir glauben, ich war noch nie so froh darüber, irgendwo eingequetscht im Finstern in der Kälte zu sitzen. Das hat uns wahrscheinlich das Leben gerettet.
Das Erste, was die Ursula gemacht hat, als sie am nächsten Tag zu Hause angekommen ist, war, uns aus dem Koffer zu holen. Wir waren komplett fertig – aber wir hatten überlebt, und das ist das Wichtigste.
Es hat nicht lange gedauert, bis wir uns wieder erholt haben. Dann sind wir auf die Idee gekommen, zwei von unseren Fans auszuzeichnen, indem wir sie als Ehrenmitglieder in die Lionfield-Gang aufnehmen. Normalerweise ist es ja die Ursula, die uns etwas anschafft, aber diesmal haben wir ihr etwas angeschafft. Wir haben nämlich Urkunden gebraucht.
Seit letzter Woche ist der Markus offizielles Ehrenmitglied, und wir haben ihm in Anerkennung seiner Verdienste das Goldige Faultier verliehen. Er hat sein Faultier Sam genannt, und es hat sich auf dem Regal, wo es herumhängt, sofort mit den anderen Tieren verbündet. Sieht so aus, als hätte ich jetzt einen Kollegen in Mauthausen. Der Sam ist neuerdings der Chef der Regalos. Der Markus hat gemeint, Faultiere sollte man wirklich nicht unterschätzen. Da hat er Recht gehabt.
Unser nächstes Ehrenmitglied wird die Monika werden, denn die hat den Leopold in unsere Gang gebracht. Die Monika hat selbst auch einen Leopold, und mit dem wird sie uns nächste Woche besuchen. Bin schon gespannt, ob der auch so lästig ist wie unserer. Und ob er auch immer Recht hat.
Leute, es ist schön, wieder zu Hause zu sein. Die Ursula ist dauernd beschäftigt – sie nennt es Freizeitstress -, also können wir tun, was wir wollen. In meinem Fall ist das: Faul sein. Herumhängen. Nichts tun.
Wir sind uns nämlich gar nicht mehr so sicher, ob wir wirklich eine Band sein sollen. Die Ursula hat gemeint, es ist doch viel lustiger, wenn man etwas als Hobby macht und nicht ans Geld denken muss. Sie wird schon gut für uns sorgen, hat sie gesagt.
Das ist sehr beruhigend. Schließlich habe ich ohnehin genug damit zu tun, die Chefin einer Gang zu sein, da brauche ich den Job als Managerin einer Band nicht auch noch. Das wäre einfach zu viel.
Ich war mit der Ursula in Hamburg, wir haben gemeinsam die Annie Way abgeholt. Da hat sie nur mich mitgenommen, die anderen mussten zu Hause bleiben, weil ihr der Leopold zu schwer war, um ihn durch halb Hamburg zu schleppen.
Wir haben einmal in Hamburg und einmal in Magdeburg übernachtet. Als wir völlig erschöpft mit der Annie Way in Linz angekommen sind, was glaubt ihr, was uns da erwartet hat?
Der Leopold und die Leona waren stinksauer auf uns, weil sie nicht mitfahren durften! Die haben uns nicht einmal angesehen! Sozusagen die Lions gegen die Fields! Und das, obwohl die Ursula ihnen mehrmals geduldig erklärt hat warum! Sie wollten eine Entschuldigung!
Da hat die Ursula ganz ruhig gesagt: „Ich kann euch auch in eine dunkle Lade setzen, wenn euch das lieber ist.“
So schnell haben wir gar nicht schauen können, waren die Lions wieder glücklich, ein Teil der Gang sein zu dürfen.
So, Leute, das Faultier hat jetzt wieder seinen eigentlichen Job zu erledigen. Nichts tun, herumhängen, faul sein. Schließlich bin ich die Chefin.
Aber ihr braucht nicht glauben, dass damit alles zu Ende ist. Auf uns warten noch viele weitere Abenteuer. Ihr werdet bald wieder von mir hören!
Eure Sally
Liebe Lionfields, Sam und alle Regalos inkl. Markus freuen sich bereits jetzt auf weitere Abenteuer von euch! Rudi, der Elch der Regalo- Truppe, hat mir mittlerweile bedingunglos seine Gefolgschaft geschworen. Ich glaube, der Hirsch bemerkt gar nicht, dass er sich gerade zum Affen macht! Das nennt sich Faultierpsychologie! Ich freue mich bereits, wenn Sally mir einmal weitere Tools aus ihrem Erfahrungsschatz zeigt!
Liebe Grüße, Sam