Samstag, 17. September 2023: Eine Traumstadt!
Info:
Zuerst die Zahlen für Santa Fe: 2.230 m Seehöhe, fast 90.000 Einwohner:innen, 200 Galerien und 0 Hochhäuser.
Santa Fe ist die Hauptstadt des Bundesstaates New Mexico und liegt an den Ausläufern des Sangre de Christo-Gebirges mit über 3.000 m hohen Bergen. 1610 wurde die Stadt von spanischen Einwander:innen gegründet, aus demselben Jahr stammen der Gouverneurspalast als das älteste von Weißen erbaute öffentliche Gebäude und die San Miguel Kapelle als die älteste Kirche des Kontinents.
Mit den vielen Galerien ist Santa Fe einer der bedeutendsten Orte der amerikanischen Kunstszene. Schon im vorigen Jahrhundert wurde die Bedeutung der Architektur für das Stadtbild erkannt, sodass ab den 1960er Jahren nur mehr Gebäude im Pueblo-Stil in der Adobe-Bauweise (mit Lehmziegeln) erlaubt waren und alte Häuser renoviert wurden. Das Ergebnis ist eine Stadt, die heute Tourist:innen und Künstler:innen gleichermaßen anzieht.
Südlich von Santa Fe liegt am Turquoise Trail eine ehemalige Minenstadt, deren Häuser verlassen waren. In den 1960er Jahren siedelten sich dort Hippies an – mit dem Ergebnis, dass Madrid (New Mexico) jetzt eine Künstler:innen-Kolonie ist, bei der der Geschäftssinn nicht zu kurz kommt.
Meine Meinung:
Überraschend, und wieder einer der Höhepunkte meiner Reise!
Tagebuch:
Wer meine Berichte über Banff und Jasper gelesen hat, kennt sie schon: Donna und Paul aus Colorado, mit denen ich im Juni fast zwei Wochen in den Rocky Mountains verbracht habe, und mit denen ich neben einer spektakulären Landschaft auch Schnee, Dauerregen, einen Grizzly und viele lustige Partien Triominos erlebt habe.
Donna und Paul ließen es sich nicht nehmen, mich noch einmal zu treffen. Immerhin liegt Santa Fe nur eine Tagesreise von ihrem Wohnort bei Denver entfernt.
Ich plante deshalb ein wenig um und buchte vier Nächte auf einem Campingplatz bei Santa Fe. Die beiden kamen diesmal nicht mit ihrem Wohnwagen, sondern nahmen sich in meiner Nähe eine Casita, ein entzückendes Häuschen in den Hügeln.
Was soll ich sagen? Abgesehen davon, dass es sich in Santa Fe wunderbar speisen lässt, es eine hervorragende französische Konditorei gibt, wo man auch frühstücken kann – und Mehlspeisen am Nachmittag genießen kann -, sind es die Häuser und die Galerien, die aus der Stadt etwas Besonderes machen. Und als wären die Galerien nicht genug, gibt es am Wochenende immer einen Kunstmarkt, wo viele einheimische Künstler:innen im Stadtzentrum ihre Werke präsentieren. An der Central Plaza befindet sich außerdem der ehemalige Gouverneurspalast, wo Native Americans ihre Waren verkaufen – was sie nur dürfen, wenn diese authentisch sind.
Donna und Paul hatten den Auftrag, zu verhindern, dass ich mir einen vierten Hut kaufte – schließlich sollte das Wetter schön bleiben.
Stundenlang herumschlendern … es gab einfach so viel zu entdecken!
Das Capitol von New Mexico ist dem Sonnensymbol nachgebaut und deshalb rund mit jeweils einem Kreuzfortsatz in jeder Himmelsrichtung. Beeindruckend fand ich die Skulptur auf dem Bild rechts unten: Darauf sind über 200 Namen jener Native American-Stämme vermerkt, von denen man weiß, dass sie von den Weißen ausgelöscht wurden. Wahrscheinlich waren es viel mehr.
Ich erinnerte mich an den Grassland National Park, wo ich damals vor unendlich langer Zeit auf meiner Fahrt nach Westen spontan gesagt hatte: Hier könnte ich leben. Santa Fe ist der zweite Ort auf meiner Reise, wo es mir so ging.
Irgendwann vor zwei oder drei Jahren hatte ich zufällig ein YouTube-Video über Madrid (New Mexico) gesehen und beschlossen, falls ich jemals in die Gegend komme, dann will ich dort hin.
Paul und Donna waren so nett, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Annie Way blieb in den vier Tagen nämlich am Campingplatz stehen, und ich wurde chauffiert. Ein Genuss!
Wir fuhren den Turquois-Trail nach Süden, machten in einem kleinen Dorf namens Cerrillos Halt und kamen bald darauf nach Madrid. Unglaublich, wie bunt dieser Ort ist! Und natürlich auf Tourist:innen ausgerichtet.
Im Diner, der einst als Filmkulisse diente, werden heute T-Shirts verkauft. Es gibt sogar einen lokalen Radiosender! Cafés, Restaurants, Kleidung, Schmuck, Kunst – alles, was das Herz begehrt.
Donna steuerte in einen Schmuckladen, wo ein Goldschmied seine Werke feilbot.
Ich trage keinen Schmuck. Aber da war dieses Armband mit einem violetten Stein. Viel zu teuer, aber wunderschön. Sugalith hieß der Stein, aus einer Mine in Südafrika, die mittlerweile stillgelegt ist. In Silber eingefasst.
Ich trage keinen Schmuck. Und dieses Armband war viel zu teuer.
Also verließen wir das Geschäft wieder und aßen in einem netten Gastgarten zu Mittag. So teuer war das Armband eigentlich gar nicht.
Wir genossen ein Eis auf der anderen Straßenseite. Madrid hat nur eine Straße, die Main Street.
Wie lange ich gearbeitet habe, fragte mich Paul. Vierzig Jahre.
Ich habe jetzt ein Silberarmband mit einem Sugalith. Ich trage es sogar, und es ist wunderschön.
Wie verabschiedet man sich von Menschen, mit denen man seit 35 Jahren befreundet ist, und von denen man nicht weiß, wann man sie wieder sehen wird?
Man umarmt sie, wünscht ihnen alles Gute und sagt ihnen, dass man sie liebt. Und dann wischt man sich die Tränen aus dem Gesicht.