9. – 20. September 2023: Von der Mojavewüste nach Oklahoma City!
Info:
Die Route 66 beginnt in Santa Monica in Kalifornien und endet in Chicago. Da es sich um eine historische Straße handelt, ist sie nicht überall befahrbar, an manchen Stellen existiert sie gar nicht mehr. Die Interstate 40 verläuft entlang der Strecke bis Oklahoma City, wodurch man problemlos ausweichen kann, wenn es einmal nicht weitergeht. Oft ist die Route 66 die Service Road der I-40, sodass man direkt neben der Autobahn fährt. Ursprünglich war sie 2451 Meilen / 3945 km lang.
Meine Meinung:
Ich bin die Route 66 nur stückweise gefahren. Vor allem dort, wo sie parallel zur I-40 verläuft, bin ich häufig ausgewichen. Aber dem „Sidewinder“ nach Oatman in Arizona konnte ich nicht widerstehen. Insgesamt ein tolles Erlebnis, aber mehr aus nostalgischen Gründen.
Tagebuch:
In der Mojavewüste erlebte ich den heißesten Tag der gesamten Reise mit 40°C. Die Orte dort sind – von Tehachapi abgesehen – etwas trostlos. Sie unterscheiden sich dadurch, dass bei dem einen der „Gun Shop“ vor dem „Liqueur Shop“ kommt, beim nächsten ist es umgekehrt. Vielleicht. Die Frage, was Menschen dazu bringt, sich dort anzusiedeln, konnte mir niemand beantworten.
Was jetzt nicht heißen soll, dass die Wüste nicht wunderschön ist. Im Gegenteil! Aber dort wohnen …?
Ab Barstow fuhr ich dann auf der Route 66.
Es existieren noch viele alte Cafés, Restaurants und Geschäfte, die heute davon leben, dass Tourist:innen nach dem Gefühl von Freiheit streben. Motorradfahrer:innen im alten Stil, ohne Helm und kurzärmelig, Cabrios mit offenen Verdecks, … die glorreiche Vergangenheit der Mother Road wird zelebriert.
Es gibt auch „Sidewinders“, also Seitenwege der Route 66, und einer davon führt von Mojave Valley über Oatman nach Kingsman. Bis Oatman war das recht beschaulich.
Oatman selbst ist ein ehemaliger Goldgräberort in den Black Mountains in Arizona, benannt nach Olive Oatman, die 1851 von einem einheimischen Stamm entführt wurde, wobei später nicht klar war, um welchen es sich handelte. Die Mohave People befreiten und adoptierten sie, wodurch sie die bei ihnen üblichen Tätowierungen im Gesicht erhielt. 1856 kehrte sie zu den Weißen zurück.
1924 wurden die ersten Minen geschlossen, während des Zweiten Weltkriegs war es dann überhaupt verboten, nach Gold zu suchen, weil andere Metalle nötiger gebraucht wurden.
So stand Oatman irgendwann verlassen da, und die Esel, die niemand mitnahm, konnten sich ungestört vermehren und Besitz von der Gegend ergreifen. Da sie sich bereitwillig füttern ließen, wenn jemand vorbeikam, wurde die Eselherde bald zur Attraktion, und Leute aus der ganzen Welt tauchten auf, um die berühmten Burros von Oatman zu sehen. Das ließen sich die Menschen der Umgebung nicht entgehen, und aus den verlassenen Häusern wurden hauptsächlich Geschäfte, aber auch Mini-Museen und Cafés. Heute leben wieder ca. hundert Menschen in Oatman.
Falls jemand von den Fotos auf die politische Gesinnung mancher Geschäftsleute schließen möchte … ja, genau so ist es. Es gibt sogar Schilder, auf denen „Save us!“ steht. In Texas und Oklahoma sind die Botschaften dann großformatig entlang der Interstate zu lesen. Abwechselnd mit “Werbung” für Jesus (“Jesus or hell!”).
Zurück zu Oatman. Wenn man von dort nach Kingman weiterfährt, geht es auf einer sehr sehr engen und sehr sehr kurvigen Straße durchs Gebirge. Annie Way schnurrte genüsslich, als wir die 191 Kurven auf acht Meilen / dreizehn Kilometern hinter uns brachten. Die Strecke wird als eines der schönsten Teilstücke der Mother Road bezeichnet. Mit Recht!
Danach ging es wieder sehr flach weiter.
Ich machte einen Abstecher zum Grand Canyon mit anschließendem Boxenstopp in Flagstaff für Annie Ways rechten Hinterreifen. Dadurch schafften wir es nicht mehr zum Petrified Forest, aber den Meteor Crater konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen!
Vor etwa 50.000 Jahren fiel ein Meteor mit 45 m / 150 ft Durchmesser mit einer Geschwindigkeit von 40.000 Meilen/Stunde (64.000 km/h) dort hin, wo sich heute Arizona befindet. Millionen Tonnen von Felsen wurden durch die Gegend geschleudert, und übrig blieb ein Krater, 1,2 km / eine ¾ Meile im Durchmesser und 210 m / 700 feet tief. Der Meteor selbst zersplitterte in winzige Teile, die über die Umgebung regneten. Das größte Stück, das man fand, ist der Holsinger Meteorit, der in der Atmosphäre abbrach und gesondert auf der Erde landete. Seine Länge stand nicht angeschrieben, ich würde ihn auf 80 cm schätzen.
Der Krater diente für die Astronauten der Apollo-Missionen als Trainingsgelände für den Mond. Tatsächlich kam es bei den Übungen zu einem Riss im Raumanzug, wodurch den Konstrukteur:innen klar wurde, dass sie etwas ändern mussten, wenn die Astronauten einen Spaziergang auf dem Erdtrabanten überleben sollten.
Die Testkapsel Boiler Plate 29A flog nie zum Mond, sondern wurde verwendet, um die Landung auf der Erde zu testen – schließlich sollte sie aufrecht und stabil im Wasser schwimmen. Sie ist das Modell einer Kommandokapsel, dem einzigen Teil des Raumschiffs, das wieder zur Erde zurückkehrte.
Über Albuquerque in New Mexico ging die Fahrt weiter nach Santa Fe, wo ich vier Tage mit Paul und Donna verbrachte.
Die nächste Station an der Route 66 war Amarillo in Texas.
Kaum hatte ich New Mexico hinter mir gelassen, änderte sich die Fahrweise auf dem Freeway. Ich will das jetzt nicht kommentieren, aber irgendwie kam ich mir in Texas vor wie auf einem anderen Planeten. Dabei sind die Außerirdischen eigentlich in Nevada zu Hause.
Naja.
Amarillo zumindest war richtig nett. 200.000 Menschen auf 1000 m Seehöhe. Leider hatte es am 19. September 34°C, und der Campingplatz hatte einen Swimmingpool … Deshalb fiel meine Stadterkundung etwas verkürzt aus.
Sehr lustig fand ich die Cadillac Ranch. Besucher:innen sollten eigentlich mit den vorhandenen Spraydosen die Autos gestalten, sodass sie jeden Tag anders aussehen, aber es hatte stark geregnet, und die Cadillacs steckten im Wasser. Deshalb mussten sie auf mein Kunstwerk verzichten. Ich schätze, das halten sie aus.
In McLean gibt es das Stacheldraht- und Route 66-Museum mit der Route 66 Hall of Fame, wo viele Menschen abgebildet sind, die zum Beispiel Restaurants, Motels oder Tankstellen etc. an der Route 66 hatten.
Die Sache mit dem Stacheldraht hat mit den Rinderherden zu tun. Irgendwann wurden die Weiden eingezäunt … Unglaublich, wie viele Arten von Stacheldraht es gibt!
In Oklahoma City zweigt die Route 66 nach Nordosten Richtung Chicago ab, ich wollte aber weiter nach Memphis und Nashville.
Auch wenn sie nur mehr stückweise existiert – die Route 66 ist doch ein Erlebnis!