Samstag, 21. Oktober 2023: Indian Summer an der Ostküste!
Info:
Mit den wichtigsten Informationen über Nova Scotia habe ich euch am 4. Mai schon gequält. In der Zwischenzeit ist einiges passiert: Es hat auch hier gebrannt – und zwar in einem noch nie dagewesenen Ausmaß, dass der Rauch mehrere Tage lang New York einhüllte und sogar bis nach Europa wanderte. Und als wäre das nicht genug, wurde Nova Scotia noch Mitte September von Hurricane Lee gestreift, was zu Überflutungen und vielen Schäden führte.
Meine Meinung:
Kanadas Osten im Indian Summer! Auch in Österreich ist der Herbst eine besonders schöne Jahreszeit, wenn die Sonne scheint und die Blätter in allen Farben leuchten. Aber durch die vielen Ahornbäume ist es in Nova Scotia noch viel bunter als bei uns. Und es gibt ein Meer!
Tagebuch:
Nachdem mir in der Autowerkstatt geraten worden war, nicht mehr allzuviel herumzufahren, sondern eher den direkten Weg zu einer europäischen Fiat-Werkstatt zu nehmen, beschloss ich schweren Herzens, Cape Brenton in Nova Scotia auszulassen und mir in der Nähe von Halifax einen Campingplatz zu suchen. Bei Google stieß ich auf einen, der im Oktober noch geöffnet war und am Meer lag – in Hubbards, nur 50 km von Halifax entfernt an der Lighthouse Route, von der ich schon im Frühling so begeistert gewesen war.
Ich buchte gleich einmal für vier Nächte.
Und am zweiten Tag verlängerte ich für eine weitere Woche. Es war einfach so was von traumhaft schön dort … ich konnte mir keine Steigerung mehr vorstellen. Und ich hatte schon so viel gesehen und erlebt auf dieser Reise! Warum also nicht einfach die letzten eineinhalb Wochen mit Spaziergängen am Strand und durch die bärenfreien Wälder verbringen und so die Reise ausklingen lassen?
Außerdem musste Annie Way wieder von wohntauglich auf seetüchtig umgeräumt werden, was ohnehin noch einiges an Arbeit bedeuten würde.
Ich war noch einmal in Peggy’s Cove beim Leuchtturm und den von den Eiszeitgletschern glatt geschliffenen Granitfelsen. Im Gegensatz zur melodramatischen Abgeschiedenheit im Frühling waren diesmal mehrere Reisebusladungen von Menschen dort.
Und auch Chester wollte ich noch einmal sehen.
Ansonsten verbrachte ich viel Zeit am Strand.
Auffallend viele Leute aus Halifax hatten auf diesem Campingplatz ihren Trailer stehen und fanden sich jedes Wochenende hier ein. Eine eingeschworene Gemeinschaft. Außer mir waren keine Reisenden mehr unterwegs. Es entstand so etwas wie ein interner Wettbewerb, wer am meisten zum allgemeinen Wissenstand über meine Person beitragen konnte. Was immer ich erzählte, spätestens eine Stunde danach wussten alle Bescheid. Und es handelte sich um einen sehr großen Campingplatz.
Sobald mir das klar wurde, gab ich Informationen über mich nur mehr in kleinen Dosen weiter. Umgekehrt erfuhr ich eine Menge Lebensgeschichten und Probleme. Am letzten Tag packte ich dann sogar noch die Geschichte meines Vaters in drei Portionen aus, und ganz zum Schluss erfuhr die hartnäckigste Dame, dass ich einen TravelBlog und einen Podcast mache.
Für die letzten Arbeiten am letzten Tag stellte ich Annie Way an den Strand. Der war traumhaft schön, hatte aber sehr unter dem Hurricane Lee gelitten, wie mir mehrfach erzählt worden war. Der Sturm hatte einen Teil des Sands landeinwärts geblasen, sodass viele Steine freigelegt worden waren.
Trotzdem, für mich einer der schönsten Plätze der gesamten Reise! Nicht spektakulär, aber so richtig zum Genießen und Wohlfühlen. Ich war einfach glücklich und dankbar. Welch wunderbarer Abschluss meines Nordamerika-Abenteuers!
Wie formulierte es Chief Seattle? „Nimm nur Erinnerungen mit, hinterlasse nichts außer Fußspuren.“
Wehmütig verließen wir am Samstag, dem 21. Oktober 2023, den Strand und den Campingplatz und Hubbards und die Lighthouse Route, um zu unserer letzten Station, einem Hotel in Halifax, zu fahren.
Als wir fast dort waren, nur mehr 300 m, übersah ich eine Abzweigung, fuhr ein Stück weiter und bog in eine Seitenstraße ein, um umzudrehen. 450 m Entfernung zum Ziel, zeigte Google Maps an.
In diesem Moment leuchtete Annie Ways Ölkontrolllamperl rot auf, und der Computer verkündete fröhlich: Maximale Ölmenge überschritten.
Wir parkten augenblicklich am Straßenrand.